Die Raummetapher der Musik

Musik als virtueller akusmatischer Bruder des Universums: Diese Vorstellung lässt sich bis in die Weltschöpfungsmythen der indischen Veden zurückverfolgen. In zwanzigsten Jahrhundert entwickelten die Musiktheoretiker Ernst Kurth und Viktor Zuckerkandl sie weiter, leider ohne eigene systematische Schulen begründen zu können.

Ein physikalisches Universum besteht aus Raum, Zeit und Objekten, die nach bestimmten Gesetzen aufeinander einwirken. Wie steht es in dieser Hinsicht um ein musikalisches Werk, gedeutet als virtuelles Universum? Das Schlüsselproblem zeigt sich auf elementarster Beschreibungsebene, nämlich in der Konstitution oder Definition der Objekte, die ein solches Universum bevölkern.

Die Objekte in einem Musikwerk werden nie vollständig und widerspruchsfrei individuiert, sie bleiben verschränkt, zerfliessen ineinander und kristallisieren nie wirklich aus. Man kann Musik deshalb auch als ein im Entstehen begriffenes akustisches Universum bezeichnen.

(Ausschnitte aus einer Rede, gehalten am Kongress Mozart&Science 2012 in Krems)